Allgemein · Bücher · Buchrezension

#Buchrezension – Tess Gerritsen – Die Chirurgin

Dieses Buch wurde mir von einer Hebamme empfohlen. Sie hat mich so lange damit drangsaliert, bis ich es gekauft habe und nicht locker gelassen, bis ich es schliesslich lesen musste. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle Frau P., du hattest natürlich Recht (wie immer).

Über die Story: Ein Serienmörder (der Chirurg) hält Boston in Atem. Er steigt durch offene Fenster und ermordet junge Frauen nach einer brutalen Hysterektomie. Dr. Catherine Cordell, Unfallchirurgin, findet sich im Fokus des Geschehens und es ist an Jane Rizzoli und Thomas Moore von der Mordkommission, den Psychopaten ausfindig zu machen.

Meine Meinung:

Spannung pur. Es erinnert mich sehr an Jilliane Hoffmann, ohne das ganze juristische Gehabe. Natürlich wird dies einfach durch medizinisches Gedöns ersetzt, das stört mich jedoch deutlich weniger, ich bin ja schliesslich vom Fach. Damit einher geht logischer Weise das Genörgel um die Durchführbarkeit der Morde. Lasst es mich mal so sagen: du hast eine wache, nicht relaxierte Patientin auf einem weichen Bett. Du schneidest, sie versucht zu schreien, dir kommt alles Darm und Zeug entgegen und du suchst ne kleine Gebärmutter irgendwo im kleinen Becken und setzt dann auch noch mit komischem, altmodischen Nahtmaterial ab. Oh und das ganze alleine. Herzlichen Glückwunsch Herr Chirurg, das ist sogar ein richtiger Alptraum aus der Sicht des Mörders. Das sind natürlich haarspalterische GynäIMG_6131kologie-Kommentare. Hat nichts mit der Qualität des Buches zu tun. Es ist gut geschrieben, das Tempo ist sehr angenehm und die Figuren durchdacht und meist sympathisch. So kommen wir zum einzigen Kritikpunkt. Dieser Roman ist ja der Auftakt der Rizzoli und Isles Reihe und ganz ehrlich, Jane Rizzoli ist die einzige Darstellerin, die mir so richtig auf die Nerven geht. Hyper-Feministin, ein wenig zu trigger happy und zu irrational. Und von Maura Isles war keine Rede. Komisch.

Für wen und für wann: Alle Thriller-Fans, alle OP-Kritiker, perfekt für den langweiligen Strandurlaub. Ladies, Fensterschliessen nicht vergessen!

Allgemein · Bücher · Buchrezension

#Buchrezension – Cheryl Strayed – Der grosse Trip

Nach langer Stille versuche ich mich wieder mal an einer Rezension. Ich habe mir ein älteres Buch aus dem Regal gegriffen, das schon eine Zeit auf meinem SuB zugebracht hat. Um ganz ehrlich zu sein ist mein momentaner psychischer Zustand eher von der labilen Sorte. Deshalb dachte ich, naiv wie ich bin, das mich dieses Buch zu etwas inspiriert. Dank der Überrepräsentation in den Medien habe ich viel erwartet. Zu viel, wie sich rausstellen sollte.

Über die Story:

Nach einer wahren Geschichte. Cheryl hat ihre Mutter verloren und weil sie mit diesem Trauma nicht umgehen kann, fährt sie ihr Leben mit Scheidung und Heroinkonsum an die Wand. Doch dann fällt ihr ein Reisführer für den Pacific Crest Trail in die Hand und wir dürfen sie auf 400 Seiten durch die Wüste und die amerikanische Wildnis begleiten.

Meine Meinung:

Ich kann nicht einmal genau sagen wieso, es hat mir ei

IMG_6121

nfach aufs tiefste missfallen. Die Hauptdarstellerin (und Autorin) ist unsympathisch. Ich bin mit keinem ihrer Entscheidungen einverstanden. Einfach so ein stereotypes dummes Blondchen, das sich ohne Vorerfahrung und Vorbereitung auf eine gefährliche Reise macht. Sie wird auf jedem Meter von irgendwelchen wohlwollenden Fremden unterstützt und gerettet und schachtet nebenbei alles mit einem Y-Chromosom an. Dass diese Nuss die 1700 Kilometer überlebt hat ist einzig und alleine dem Glück zu verdanken. Zudem gelingt es ihr wirklich selten, diese introvertierte, Ein-Personen-Geschichte interessant und temporeich zu gestalten. Ich habe hart gekämpft um nicht abzubrechen.

 

Für wen und für wann: Ich konnte dem Roman nichts positives abgewinnen. Wenn ihr euch zu einem Lebenswandel inspirieren lassen wollt, lest Into thin air.

Allgemein · Bücher · Buchrezension

#Buchrezension – Christopher Berry-Dee – Talking to Psychopaths and Savages

Es ist viel passiert. Ich habe einen neuen Job und bin ans Ende der mir bekannten Welt gezogen und das Lesen in Winterschlaf geschickt über die letzten Wochen, fast Monate. Und über das, was ich mal gelesen habe, hatte ich keine gescheiten Ideen für eine Rezension. Jetzt allerdings konnte ich diese Buch auf meinem neuen Balkon im Sonnenschein badend beenden und habe gedacht was soll`s. Kontroverses Thema. Und ja, offensichtlich lese ich komische Sachen. Ich habe dieses Buch rein zufällig auf dem Flughafen in London entdeckt und mich hat der Klappentext und der Titel natürlich zum Kauf verleitet.IMG_5980

Es ist kein Roman im eigentlichen Sinn, es sind mehrere Case Studies der berüchtigtsten Serienmörder unserer Zeit. Der Autor hat anscheinend mehr als 30 Serientäter interviewt und fasst in diesem Buch seine Schlussfolgerungen auch bezüglich Tathergänge und vor allem Motive von einigen dieser Menschen zusammen. Kein Buch für schwache Nerven. (Oh, und auf keine Fall für Leute, die sich in den Ozean des Online-Dating wagen wollen)

Meine Meinung:

Anfänglich morbide Faszination, der fachliche Hintergrund (ich habe mich am Anfang meines Studiums auch für forensische Psychiatrie interessiert und dann gemerkt das es ja trotzdem Psychiatrie ist…) war spannend aufgebaut und nicht allzu sehr auf Grundkenntnisse bezogen. Die Case Studies waren eben je nach Killer mehr oder weniger spannend. Was ich allerdings als wirklich nervig empfunden habe, ist wie unglaublich selbstverherrlichend dieser pompöse Arsch von Autor rüberkommt. Ich meine Entschuldigung, bei allem gebührenden Respekt für Ihn und was er alles bei diesen Mördern erreicht hat (Geständnisse herausbekommen und Fundorte von Leichen), ein minimum von Bescheidenheit hätte nicht geschadet. Das einzige Fazit was neben: „Die einzige Heilmethode von Psychopathie ist der elektrische Stuhl oder die Giftspritze“ bei mir angekommen ist, war: Christopher, du bist ja so viel besser als alle Polizisten und Psychiater zusammengenommen. Subtil sich selbst loben in einem Buch wäre ja auch gegangen. Vielleicht hätte er dafür halt etwas mehr schriftstellerische Brillanz benötigt. Aber offensichtlich hört es bei Serienmöder-Gehirne knacken bei ihm auf. Auch gut. So, mein Frust ist raus. Schön für mich.

Für wen und für wann: Für alle Freaks die sich wie ich auch für True Crime im wahrsten Sinne interessieren oder Recherche-Material für den eigenen geplanten Krimi (ihr dachtet ich schreibe Mord oder?) brauchen.

Allgemein · Bücher · Buchrezension

#Buchrezension – Graham Moore – Die letzten Tage der Nacht

Es verspricht eine etwas schwierige Rezension zu werden. Dieses Buch lag schon länger auf meinem Regal rum. Ich habe es gekauft wegen dem irrsinnig coolen Titel und weil mich die ganze Stromsache gereizt hat. Einmal habe ich schon angefangen, es nach 7 Seiten für zu langatmig befunden und wieder weggelegt. Nun aber doch geschafft. Mixed Feelings People, Mixed Feelings.

Über den Autor: Graham Moore hat das Drehbuch zu The Imitation Game geschrieben. Muss ich mehr sagen? Ich liebe den Film. Heule jedes Mal am Ende. Die letzten Tage der Nacht ist erst sein zweiter Roman.IMG_5514

Über die Geschichte: Westinghouse vs. Edison. Kampf der Giganten und es geht um die Stromversorgung der modernen Welt. An vorderster Front finden wir den jungen Anwalt von Westinghouse, Paul Cravath. Wird er schaffen gegen die ganze Gewalt und das ganze Vermögen von Thomas Edison und P.J. Morgan anzukommen?

Meine Meinung:

Je länger ich darüber sinniere, desto besser finde ich diesen Roman. Wahrheitshalber jedoch, wie meine arme Mutter bestätigen kann, habe ich in meinem Heimaturlaub die ersten 200 Seiten lautstark gelitten, geflucht und es mehrmals abzubrechen versucht. Also was jetzt? Es startet langsam, die Handlung kommt nicht wirklich in die Gänge und vor allem verliert sich der Autor in dem Wunder der Erfindung. Echt jetzt. Ich finde es ja auch spannend wie Edison und General Electric die Entwicklung von neuen Produkten industrialisiert haben. Zugegeben war Tesla eine Genie. Aber ich muss es nicht gefühlte 6x wiederholt sehen und zwar auf etlichen Seiten. I get it. Wer es mehrmals erklärt haben muss soll einfach die gleichen Abschnitte nochmal lesen. Es werden viele Charaktere vorgestellt, dann im Kontext mit den Gegenspielern abgebildet und das dauert lange. Zu lange. Und es werde Licht. Ab der ca. 200. Seite nimmt alles Fahrt auf. Die Story entwickelt sich in einem sehr angenehmen Tempo, es ist spannend, sogar die kleine romantische Note passt zum Ton des ganzen. Die Konklusion kommt zur richtigen Zeit. Begeistert war ich ebenfalls von der kurzen Zusammenfassung des Autors, wo er die korrekten historischen Hintergründe nochmal auflistet und genau erklärt wie es tatsächlich abgelaufen ist. Also insgesamt wieder ein Roman, der sich für die 2. Hälfte absolut gelohnt hat.

Für wen und für wann: Geduld ist definitiv gefragt, aber lasst euch gesagt sein: durchhalten lohnt sich. Für Geschichtsfans, Elektronik-Begeisterte und Möchtegern-Erfinder.

Allgemein · Bücher · Buchrezension

#Buchrezension – Pierre Frei – Onkel Toms Hütte, Berlin

Eine alte SuB-Leiche, mit besten Empfehlungen von meiner Mamma, die es schon vor Jahren gelesen hat. Jetzt habe ich endlich auch die Motivation heraufbeschworen. Das Buch ist schon etwas älter, 2003 erstmals erschienen im Heyne Verlag.

Über die Story: Finstere Nachkriegszeit in Berlin. Dank der glorreichen Sieger sind die Einheimischen höchstens geduldet in der eigenen Stadt und jetzt triebt sich auch noch ein Serienmörder im Viertel rum. Kriminalkommissar Dietrich übernimmt den Fall, nachdem das erste junge, blonde Opfer auf den U-Bahngleisen entdeckt wird.IMG_5508

Was mir gefiel:

Ein sehr ungewöhnlicher Thriller mit viel geschichtlicher Atmosphäre und Hintergrundinformationen. Etwas ganz spezielles: der Autor stellt alle Opfer ausgiebig vor. Wir begleiten diese Frauen von ihren Kindertagen bis zu ihrem viel zu frühen Tod durch den Krieg und durch schwere Schicksale. Ich habe das noch nie in einem Krimi so erlebt (glaube mich zumindest aktuell an keinen erinnern zu können). Let’s face it: es ist eine exquisite Art der Folter. Starke weibliche Charaktere die der Leser kennen und mögen lernt und das Ende ist von vorn herein klar bestimmt. Brillant. Ausserdem erschliessen sich so die verschiedenen Facetten des II. Weltkrieges in einem sehr intimen Rahmen. Jede überdauert auf ihre Weise und macht dabei ihre eigenen Erfahrungen. Wirklich cool.

An sich die unmittelbare Nachkriegszeit aus der Sicht der Deutschen ist für mich als Ausländerin etwas sehr interessantes. Jede Nation auf der Verliererseite (ja, Ungarn eben auch) hat ihre eigenen Geschichten. Ich habe diese Epoche bislang nur einmal so detailliert und in dieser Weise behandelt gesehen: in der Jahrhundert-Trilogie von Ken Follett. Hat mir auch da schon gefallen.

Was mir nicht gefiel:

Ein kleiner Makel in einem sonst ausgezeichneten Buch. Das Ende. Ich verrate nichts. Aber. Ich hatte das Gefühl, dass der Autor nach all den langen, schönen Ausführungen und dem gründlich aufgebauten Hintergrund die Lust oder die Idee ausgegangen ist seine Prämisse eines Krimis zu vervollständigen. Der Twist hätte gesessen. Wirklich. Doch wenn Herr Frei es mir ohne viel Trara oder sonstiges vor die Füsse plumpsen lässt, dann ist die Wirkung weit verfehlt. Die Geschichte wird zu einem so schnellen Abschluss gebracht, dass ich Mühe hatte es im gegebenen Zeitraum zu verdauen. Schade.

Für wen und für wann: Ein gelungenes Buch mit einer sehr interessanten Geschichte. Absolute Leseempfehlung. Nichts für Zartbesaitete (es geht schliesslich um einen Serienmörder, meine Leute).

Allgemein · Bücher · Buchrezension

#Buchrezension – John Williams – Augustus

Stoner hat einen festen Platz in meiner all-time-top-10. Als ich dann entdeckt habe, dass John Williams auch einen Roman über einen meiner Lieblingskaiser geschrieben hat, musste ich zugreifen. (Ja, ich habe römische Lieblingskaiser: Augustus und Constantinus, falls es jemanden näher interessiert)

Über die Story: Für Geschichtsfans birgt die Handlung keine grossen Überraschungen. Nach dem Tod Julius Caesars muss ein junger Octavianus das Erbe antreten und wir begleiten ihn durch seinen einzigartigen Lebensweg.IMG_5446

Meine Meinung:

Der erste Briefroman, den ich je gelesen habe. Die Struktur bietet eben viele Vorteile, der Hauptdarsteller wird von mehreren Winkeln beleuchtet, ohne bis zum Ende des Buches selber als Erzähler zu fungieren. Die Sprache ist überwältigend und authentisch, Williams ist ein Meister des Fachs. Das antike Rom ist eine faszinierende Epoche (Quo vadis anyone?), wer will da nicht Eintauchen und auf dem Forum spazieren oder auf einer Dinnerparty Vergils Poesie lauschen. Natürlich hat auch dieser Roman seine Schwachpunkte. Wenn jemand, zum Beispiel wie ich, mit dem geschichtlichen Hintergrund vertraut ist, kommt nicht viel Unerwartetes. Das Tempo ist auch variabel, obwohl meistens angenehm gemütlich. Wenn schon Williams am Anfang erklärt es sei alles ein Werk der Fiktion, hätte für mich etwas mehr sensationsgeile Fiktion reingepasst. Na ja, wenigstens war das Ende mal wieder ein Guttpunch vom feinsten.

Für wen und für wann: Für Fans des antiken Rom, von Kriegsgeschichten und Briefromanen. Und für Fans von Williams. Es ist ein solides Buch. Lesen lohnt sich.

Allgemein · Bücher · Buchrezension

#Buchrezension – Andrew Kaufman – Geborene Freaks

Danke an den btb Verlag für dieses schöne Geschenk, dass über das Blogger-Portal kurz nach der Bestellung bei mir eingetroffen ist. Ich konnte mich prompt nicht zurückhalten und habe es innerhalb von 3 Tagen verschlungen. Leider bin ich aber mit der Rezension über 2 Monate hängengeblieben.

Über die Story: Die Freaks wären eine gewöhnliche Familie. Wenn Omilein (liebevoll von allen nur der Hai genannt) nicht alle Kinder bei ihrer Geburt „gesegnet“ hätte. Doch auch die besten Absichten pflastern den Weg zur Hölle und Gaben wandeln sich in Flüche.IMG_5432

Meine Meinung:

Eine sehr dynamische Story, hat wirklich nicht lange gedauert es zu lesen. Die Charaktere sind sympathisch und wie die diversen Eigenschaften und Eigenarten im Verlauf der Geschichte  dargelegt werden fand ich auch sehr spannend. Jedoch muss ich ehrlich gestehen, ich habe die ganze Story nur auf einer oberflächlichen Ebene verstanden. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, das der Autor auf deutlich mehr hinaus wollte als bei mir angekommen ist. Passiert öfter, trotzdem schade. Dadurch, das ich die Pointe verpasst habe, ist das Ende nicht so spannend für mich ausgefallen, wie der Anfang.

Für wen und für wann: Coole Familiengeschichte mit einem Hauch von Magie. Perfekte Urlaubslektüre, natürlich für alle geeignet, die auch zwischen den Zeilen lesen können. Auf jeden fall besser als ich.

Allgemein · Bücher · Buchrezension

#Buchrezension – Sarah Perry – Die Schlange von Essex

Ich muss ehrlich sein. In den letzten 2 Monaten, in denen ich mich nich mehr auf diesem Blog gemeldet habe, habe ich natürlich trotzdem gelesen. Aber dieser Zwang es immer mit einer Meinung brandmarken zu müssen und nicht einmal ein Buch ohne bestimmte Gefühle ins Regal zu legen wurde mir zu viel. Die Freude am Lesen wurde durch diese selbsterlegte Obligation gedämpft. Deshalb habe ich eine Pause eingelegt und werde es jederzeit wieder tun, sollte das Bedürfnis sich erneut melden. Nur so als Warnung vorab. Jetzt aber weiter zu diesem Roman.

Die Schlange von Essex erschien mir in den letzten Monaten omnipräsent. Jen Campbell (Youtube) hat es vorgestellt, es hat den British Book Award geholt und dieses betörende Cover strahlt von Instagram-Fotos und aus dem Regal im Hugendubel. Gekauft.

Über die Story: London, 1893. Zeit des Umbruchs. Cora Seaborne ist begeisterte Archeologin und frisch verwitwet. In Aldwinter (einem kleinen Küstenort in Essex) macht sie sich auf die Suche nach einem legendären Ungeheuer in Begleitung des Dorfpfarrers William Ransome. Ideologien prallen aneinander während sich die zwei unterschiedlichen Menschen näher kommen.

 

IMG_5411

Mein Eindruck:

Schwer zu sagen. Ein ganz bestimmter Hauch nach Sturmhöhe lag in der Luft. Die Bilder, der Stil. Alles eher dunkel, zurückhaltend mit den grossen Gefühlen und dem Vulkanausbruch. Versteckt in den Briefen, die sich die Charaktere unermüdlich gegenseitig schreiben. Das Tempo fluktuiert wie die Schlange im Fluss und ich hatte zeitweise das Gefühl, dieses Buch möchte alles sein. Romanze, politisches Expose, medizinisches Drama… Von allem ein bisschen, fliessend integriert aber dadurch vielleicht nicht das volle Potenzial ausgeschöpft. Liest sich dynamisch, die Pointe am Schluss hat es für mich dann leider doch verpasst. Es endet genau wie es anfängt. Abrupt und ohne viel Erklärung, geschweige denn Twist.

Ich bin überzeugt, dass es mit dem richtigen Casting zu einem ganz guten Film werden könnte. Vielleicht habe ich meine Erwartungen dieses Buch betreffend auch etwas zu hoch angesetzt.

Für wen und für wann: Für Fans von den Brontë-Schwestern, von der bedrückenden Atmosphäre und der englischen Art. Oder wenn ihr etwas optisch ansprechendes fürs Bücherregal braucht.

Allgemein · Bücher · Buchrezension

#Buchrezension – Marc Elsberg – Helix: Sie werden uns ersetzen

Dieses Buch habe ich bereits vor einer Weile beim Bloggerportal bestellt und dann unangemessen lange auf dem SuB liegen lassen. Es verhält sich jedoch so mit Sience-Fiction, dass ich eine gewisse Stimmungslage unerlässlich fürs Lesen finde. Die Laune fand ich nun endlich, lasst uns loslegen. Hier noch ein grosses Dankeschön an den Blanvalet-Verlag und das Bloggerportal für das Buch.

Dies war mein erstes Rendezvous mit dem Autor, obwohl mir Black out schon von sehr vielen bekannten empfohlen wurde (die Zeit kommt auch bestimmt).

Über die Story: Der US-Aussenminister kommt unter mysteriösen Umständen ums Leben. In Afrika züchten die ärmsten Bauern Wundermais und Helen Cole bekommt nicht nur ein Baby, sondern ein äusserst verlockendes Angebot.

Was mir gefiel:

Die Aufmachung des Buches. Ansprechendes Cover. Aber der richtige Coup kommt sobald du es öffnest. Ich dachte erst, der Verlag hätte gespart und das Schwarz des Innencovers wäre ausgebleicht. Haha, weit gefehlt. Es ist ein Southern-Blot. Also DNA. Ich liebe es.

Der Schreibstil ist sehr sauber, die Gliederung in kurze Kapitel auch eine gute Wahl. Die vielen Erzähler bringen die Geschichte langsam auf den gleichen Nenner. Zudem nicht allzu viel Exposition was den wissenschaftlichen Hintergrund angeht. (Fun Fact: Ich war auf einer Fortbildung und die letzte Vorlesung hatte zum Thema: Zukunft der Medizin. Ich hatte dieses Buch dabei und es erschien CRISPR/Cas9 auf der Folie. So ein beunruhigendes Gefühl.)

Die Spannung baut sich zwar für meinen Geschmack etwas langsam auf, aber gegen Ende… oh boy. Brillant. Ganz ehrlich, das Buch lohnt sich sogar nur für die letzten 2 Seiten. Holt dich aus der Fiktion in die Realität in einer Sekunde mit einem Kopfschütteln. Es werden schwere Fragen aufgeworfen und ich habe auch während dem Lesen mehrmals umgedacht und teils richtig Angst bekommen. Nachdenken und Angst ist eine gewinnende Kombi.

(Noch ein kleines Plus, such mal die Website www.helix-das-buch.de auf, interessante Facts, Interview mit dem Autor und viel mehr, wirklich spassig und schön aufgebaut.)

Was mir nicht gefiel:

IMG_5141

 

Dieser kleine, nebensächliche Flirt/Lovestory zwischen 2 der Protagonisten hat mich etwas gestört. Empfand ich einfach als unnötig.

Das Tempo war mir etwas zu langsam. Der letzte Abschnitt hat es zwar perfekt hingekriegt, davor aber hatte ich tei
lweise Mühe.

Für wen und für wann: Verschwörungstheoretiker, möchtegern-Genforscher, und alle Thriller-Fans. Lohnt sich für die paar schlaflosen Stunden.

Allgemein · Bücher · Buchrezension

#Buchrezension – Chris Kraus – Das kalte Blut

Endlich. Fast einen Monat hat es mich gekostet. Ich wollte es 3x abbrechen. Gelitten habe ich. Geschimpft. Gedroht dieses Buch in Brand zu setzten. Also jetzt versuche ich mich wieder zu fangen, ein bisschen von der rosa Nostalgie heraufzubeschwören und eine gewissermassen objektive Rezension auf den Tisch zu knallen. Let’s do this.

Was hat mich dazu bewogen dieses Werk vom Regal zu nehmen? Der Titel hat geholfen, mysteriös, alles mit Blut hat schon mal minimales Interesse verdient. Und dann der Klappentext. II. Weltkrieg, KGB, Agenten… Sold. Der Autor sagt mir wie so manch anderer Nichts. (Jetzt natürlich schon, Nachsicht eben)IMG_4953

Über die Story: Die Gebrüder Solm schlagen sich durch die Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts.  Nicht immer auf der gleichen Seite, bei allen vorhandenen Geheimdiensten, die grosse Liebe, Ev, immer fest im Blick. Und das alles 1187 Seiten lang.

#################SPOILER-WARNUNG###################

Was mir gefiel:

Der Gebrauch der deutschen Sprache. Kompliziert, wunderschön. Bravo.

Der Anfang. Die Ursprungsgeschichte der Familie. Grossvater und die Kommunisten. Alles bis ca. 1938 war spannend.

Die Struktur. Den Hauptdarsteller selber erzählen zu lassen spoilert zwar den Schluss, ist aber in diesem Fall nicht besonders störend gewesen. Der arme Hippie und Spital-Setting gaben noch ein Fünkchen Würze dazu.

Was mir nicht gefiel:

Oh wo soll ich denn Anfangen?

Mit dem offensichtlichen. Zu lang. Viel zu lang. Ich hätte am Rande meiner Geistesgegenwart 800 Seiten durchgehalten. Spätestens ab Israel war es mir einfach zu viel. Und ich sage bewusst spätestens. Yeah, i get it. Die Welt ist ein ganz schlimmer Ort und ex-Nazis sitzen im Bundestag. Trotzdem zu lang.

Der Hauptdarsteller. Ich meine come on. Entweder du bist knall hart und machst ein echtes, unverfälschtes Arschloch zu deinem Protagonisten. Gab es alles schon. Du willst über Agenten schreiben? Und SS und KGB? Mach das. Aber so eine lauwarme Künstlerseele die dann doch nie einen moralischen Knochen im Leib besitzt und jeden liquidiert und in das Massengrab reinschiesst… Aber trotzdem wird er ja immer nur aufgrund von äusseren Umständen in Rollen gedrängt, die er sich nicht aussuchen kann. Blöd. Ich meine, viele von euch habe wahrscheinlich das Unglück, kein ungarisch zu sprechen. Es gibt nämlich ein kurzes, knackiges, ungarisches Buch mit dem Titel Orgie. Und dieses Buch handelt von einer sehr dunklen Zeit des II. Weltkrieges und von einem Protagonisten der aus der Opferrolle in die Gegenmannschaft wechselt. Spannend und glaubwürdig. Der Beweis existiert, das geht auch anders. Ich sage es ja nur.

Die Hauptdarstellerin. Don’t even get me started. Hasse das Weib. Wünsche ihr einen baldigen, schmerzhaften Tod.

Da der Spoiler-Alert schon ausgesprochen wurde noch kurz: ich musste laut auflachen, dass der Typ sich echt selbst in den Kopf geschossen hat. Wie passend.

#########SPOILER ZUENDE##############

Für wen und für wann: Hast du sehr viel Zeit und das Temperament eines Tiefseefisches? Lies.

 

PS: Objektivität ist mir offensichtlich nicht gelungen. Mea culpa.